Was bringt die neue Kita-Reform? Austausch mit 40 Fachkräften aus Kitas und Kindertagespflege in Wedel
Guten Abend, liebe Erzieherinnen und Erzieher und all die anderen Fachkräfte,
Mein Tochter Hanne besucht eine Kita, mein Sohn Johann tat das bis vor Kurzem auch, jetzt ist er eingeschult. Ich habe also eine leise Ahnung, welche Energie Sie alle heute an ihren Arbeitsplätzen aufgewendet haben. Und umso dankbarer bin ich, dass Sie jetzt auch noch zu dieser Veranstaltung gekommen sind, anstatt beim Sport, mit Freunden oder auf dem Sofa neue Kräfte zu sammeln, die Sie morgen wieder dringend benötigen werden.
Wir sind uns bestimmt darin einig, wenn wir die aktuelle Lage in den Kitas als herausfordernd bis dramatisch bewerten:
- Viele Kinder, von denen zu viele ganz besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung benötigen,
- zu viele extrem anspruchsvolle Eltern,
- zu viel Papierkram mit Dokumentationen und Berichten
- zu wenig Personal,
- zu geringe Bezahlung
- und oft zu wenig Wertschätzung durch manche in der Gesellschaft, die ihre Wirken zu häufig nicht als universelle Bildungsarbeit, sondern nur als einfache Kinderaufbewahung sieht, quasi eine Art Ikea-Bälle-Bad mit Aufsicht
Wir sind uns einig: Es ist schier unendlich viel zu tun, um Ihre Lage zu verbessern.
Allein: Wir müssen uns nach der Decke strecken. So sehr wir davon träumen: Das Land hat kein Füllhorn sondern erhebliche Finanzprobleme. Und alle Gruppen sagen: Kürzungen nicht bei uns, wir sind wichtig.
Auf dieser Basis hat die Landesregierung des aus ihrer Sicht Mögliche getan. Ich möchte es Ihnen heute vorstellen – und ich freue mich auf Rückmeldung von Ihnen als Praktikerinnen und Praktiker um Ihre Meinung, Bedenken und Wünsche zur Kenntnis zu nehmen und nach Möglichkeit künftig zu berücksichtigen.
Zehn Punkte hat das Familienministerium von Frau Toure vorgelegt:
- Das Land investiert im kommenden Jahr rund 758 Mio. Euro in das System – so viel Geld wie noch nie. In den folgenden Jahren werden Land und Kommen 40 Mio. Euro geplant, um den Kita-Bereich langfristig zu stärken.
- Die Elternbeiträge bleiben konstant.
- Fachkräfte werden gestärkt, indem bei der Berechnung von Vertretungsstellenanteilen erstmals auch die Verfügungs- und Leitungsstellenanteile berücksichtigt werden. Damit erreichen wir, dass den Kitas in Schleswig-Holstein sogar insgesamt mehr Personalkapazitäten zur Verfügung stehen.
- Bestehende Kosten, die bisher nur von den Kommunen getragen wurden, wie z.B. das Weihnachtsgeld, werden fortan nun auch vom Land mitgetragen.
- Bei der Kindertagespflege wird die Vergütung nach oben angepasst und die Sachkosten werden stärker berücksichtigt.
- Eingruppige Kitas erhalten zusätzlich 0,2 Vollzeitäquivalente
- Der neue Anstellungsschlüssel ersetzt den bisherigen Betreuungsschlüssel und ermöglicht einen flexiblen Personaleinsatz.
- Ein neues Sachkostenfinanzierungssystem wird eine passgenauere Finanzierung in der Fläche vorsehen.
- Grundsätzlich wird es einen Bürokratieabbau durch weniger Dokumentationspflichten, gesetzlichen Vereinfachungen und der der Anpassung der Kita Datenbank geben.
- Es wird an dem bisherigen Finanzierungssystem und den Geldflüssen festgehalten. So wird auch weiterhin von Land und Wohngemeinden eine Pro-Kind-Pauschale an den örtlichen Träger gezahlt und dieser leitet entsprechende finanzielle Mittel als Gruppenfördersatz an die Standortgemeinden weiter. Die Standortgemeinden schließen wiederum Finanzierungsvereinbarungen mit den Kita-Trägern ab, so dass die individuellen, erforderlichen Kosten der Kita gedeckt werden.
Zusammengefasst: Die Fachleute im Ministerium sind sich gewiss, dass mit der Umsetzung dieser 10 Punkte das Kita-System verbessert wird.
Und jetzt freue ich mich auf Ihre Meinungen und Vorschläge.