Landtagsrede: Schleswig-Holstein hält beim Abitur sein Leistungsniveau

Published26. September 2024

AuthorMartin Balasus

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Schleswig-Holsteins Schülerinnen und Schüler haben bundesweit den schlechtesten Abiturschnitt – ein Skandal? Ich finde, nein!

2,47 beträgt die diesjährige Durchschnittsnote in SH, während Thüringen 2,12 erreicht und damit erneut Top 1 ist. Die SPD möchte nun von Thüringen lernen, eine Studie in Auftrag geben und pensionierte Lehrkräfte zur Abi-Korrektur zwingen. Ich bin mir sicher, die werden sich bedanken!

Auch wenn das Motiv der SPD durchaus akzeptabel ist – Ihnen geht es um die Chancengerechtigkeit – ist der Antrag zu kurz gesprungen und nicht zu Ende gedacht.

Denn die Abiturprüfungen machen nur etwa 1/3 der Abitur-Durchschnittsnote aus. Das Gros setzt sich aus Kursnoten aus der Oberstufe zusammen. Also ist der Fokus ausschließlich auf die Prüfungen viel zu eng!

Doch lassen Sie uns einen genaueren Blick auf das schleswig-holsteinische Ergebnis legen:

  1. Während in Hamburg selbst die Note für den Oberstufenchor ins Abi eingebracht werden kann, sind wir da strenger und legen den Fokus auf „echte“ Fächer. Ich wette, in Hamburg hätte selbst Troubadix gut abgeschnitten.
  2. Noten werden in anderen Ländern auf Ministeriumserlass nach oben korrigiert: Wenn Mathe zu schlecht ausfällt, wird also getrickst und die Statistik geschönt. Zum Glück sind wir da zurückhaltender, denn so lernt man doch nun wirklich nichts fürs Leben!
  3. Der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller ist überzeugt: Unsere Lehrkräfte korrigieren strenger – in meinen Augen ehrlicher – als andere. Denn Schleswig-Holstein hat traditionell einen der schlechtesten Abitur-Schnitte. Und das war auch schon so, als das Bildungsministerium noch in FDP- oder SPD-Hand war. Nur da hat es die SPD wohl nicht so sehr gestört!
  4. Unser Schnitt von 2,47 liegt im Vergleich im langjährigen Mittel, oder einfacher ausgedrückt: Unser Schnitt ist in etwa gleichgeblieben, während andere Bundesländer sich massiv verbessert haben. Also, sind die Schüler anderswo viel klüger? Wohl kaum! Ich denke Leistungsanforderungen werden sukzessive aufgeweicht, so dass die Anzahl der Einser-Abiturientinnen und -Abiturienten stetig wächst.
  1. Bei uns werden Klausuren erst- und zweitkorrigiert, also doppelt gecheckt. Manche Bundesländer haben nur die Erstkorrektur.
  2. Wie aussagekräftig ist dieses Ranking der Bundeländer? Wenig, wenn man bedenkt, dass die Nordländer Hamburg, SH und Niedersachsen fast gleichauf sind; letzteres hat einen Schnitt von 2,45.

Doch was ist denn nun zu tun, werte Kolleginnen und Kollegen?
Zum einen sollte Schleswig-Holstein unbedingt sein Leistungsniveau halten.

Und zum anderen muss eine Lösung dafür gefunden werden, dass unsere Schülerinnen und Schüler bei der Studienplatzvergabe gemäß Numerus Clausus benachteiligt sind. Denn das ist schlichtweg ungerecht!

Und dies kann doch nur eine Lösung von Seiten der KMK sein! Bilaterale Betrachtungen zwischen zwei Ländern bringen da nichts.

Stattdessen müssen die Rahmenbedingungen für das Abitur sowie die gestellten Aufgaben bundesweit weiter angeglichen werden. Nur so wird es vergleichbarer und damit fairer!

Und das passiert bereits: Zum KMK-Aufgabenpool für schriftlichen Abi-Prüfungen gehören Deutsch, Englisch, Französisch, Mathematik und bald auch die Naturwissenschaften!

Außerdem hat die KMK die Parameter für die Oberstufen präzisiert, so dass sich die Unterschiede zwischen den Ländern verringern. Beispielsweise wurde die Anzahl der einzubringenden Kurse auf 36 festgeschrieben und zukünftig gilt die Festlegung, dass zwei oder drei Fächer auf erhöhtem Niveau unterrichtet werden. Und all dies regelt bei uns in Schleswig-Holstein die neue Oberstufenreform!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nun haben wir intensiv über Noten, Abi-Schnitt und Co. gesprochen. Erlauben Sie mir den Hinweis: Viel wichtiger als die Note ist doch, was man in der Schule fürs Leben gelernt hat – also die erworbenen Fähig- und Fertigkeiten.

Deshalb lauten meine Wünsche für die Zukunft: den KMK-Weg zu mehr Oberstufenangleichung weitergehen, Aufrechterhaltung der Leistungsanforderungen und weniger selbstgemachten Druck – denn nie hatte eine Generation bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt!

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