Landtagsrede: Gute Finanzbildung ist eine Querschnittsaufgabe in Schule

Published22. November 2024

AuthorMartin Balasus

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Frau Präsidentin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Robinson lebt auf einer einsamen Insel. Er benötigt eine Angel, um Fische zu fangen. Montag besitzt eine Angel, möchte aber in Muscheln bezahlt werden, die Robinson nicht hat. Dienstag hat Muscheln, braucht aber Kokosnüsse, die Robinson nicht hat. Mittwoch hat Kokosnüsse, möchte aber Bananen, die Robinson besitzt.

Überlegt und erläutert, wie das Problem lösbar ist. Ich weiß, was Sie sich jetzt fragen. Was ist aus dem guten, alten Freitag geworden? Ist er wegen der Vier-Tage-Woche schon im Wochenende?

Nein, im Ernst: Diese Aufgabe aus „Jugend und Finanzen“, dem Schulservice der Volksbanken Raiffeisenbanken für die Mittelstufe, zeigt anschaulich, wie praktisch Geld als Zahlungsmittel ist. Doch der richtige Umgang mit Geld will gelernt sein. Und wo soll das geschehen? Natürlich durch eigene Wissbegier im Privaten, durch Engagement im Elternhaus, das fängt beim Taschengeld an – aber eine zentrale Rolle muss auch die Schule spielen!

Schule hat die Aufgabe, die Fähig- und Fertigkeiten junger Menschen zur Entfaltung zu bringen, den Weg zu einem mündigen Bürger zu ebnen und die Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen. Und dazu gehört definitiv auch die Finanzbildung. Selbstverständlich ist es die FDP, die einen Antrag zur besseren Finanzbildung stellt, denn sie stellte ja bis vor kurzem auch einen Bundesfinanzminister. Nicht sonderlich überraschend, mag man denken. Aber, ich finde Sie haben einen Punkt – im Bereich Finanzbildung ist noch Luft nach oben.

Vorgaben, Inhalte, Initiative, Ideen, Materialien, Kooperationsideen, Netzwerke – all das gibt es bereits. Sie müssen aber stärker, nachhaltiger und umfassender genutzt werden!

Die Vorgaben sind da: Finanzbildung findet hauptsächlich in den Fächern WiPo und Verbraucherkunde statt. So sehen die Fachanforderungen Verbraucherbildung unter der Überschrift „Prinzipien des Finanz- und Vorsorgemanagements kennen und kritisch anwenden“ die Auseinandersetzung mit Handy, Taschengeld, Kontoführung, Schuldenprävention und Versicherungen vor.

In WiPo stehen in der Oberstufe gleich mehrere finanzpolitische Schwerpunkte auf der Agenda: Finanzpolitik zwischen ausgeglichenem Haushalt und Verschuldung, die Steuerpolitik als Gestaltungsinstrument und die Schuldenbremse im Grundgesetz. Je mehr ich darüber nachdenke, wirklich nicht überraschend, dass die FDP das Thema aufs Tableau gehoben hat.

Initiativen gibt es ebenfalls: Denken Sie an das Landeskonzept „Entrepreneurship Education SH – wir unternehmen was!“ Schülerinnen und Schüler werden zu Unternehmern, ihr Pionier- und Innovationsgeist wird geweckt und sie müssen am Markt bestehen. Ich erinnere mich noch an einen Besuch an der Beruflichen Schule Elmshorn, wo sich ein Jahrgang eine ganze Woche damit beschäftigte – am Ende waren manche pleite, manche StartUps schossen durch die Decke. Alle aber um Erfahrungen reicher.

An vielen Schulen gibt es Schülerfirmen. Im letzten Jahr gewann z.B. die Firma „endlosschleife“ aus Rendsburg, die auf Geschenkpapier aus Stoff setzt, den Landesentscheid in SH.

Materialien gibt es en masse: Nicht nur die Volksbank liefert bereits Arbeitsblätter und Themen für den Unterricht. Der Sparkassen-Verband, der Bundesverband deutscher Banken sowie der Bundesverband deutscher Vermögensberater sind ebenfalls mit dezidierten Materialien zu Aufgaben und Funktionen des Geldes, zu Zinsen, Sparen usw. dabei. Unter www.verbraucherbildung.de werden Sie fündig oder in den vielen Schulbüchern dazu.

Also, man kann auch einen breiten Fundus zurückgreifen. Man muss es eben aber auch tun! In einer Studie des deutschen Bankenverbandes aus 2021 gaben 70 Prozent an, dass sie „nicht viel“ oder „nichts“ über Wirtschaft und Finanzen gelernt haben. Höchste Zeit also, den Fokus in der Schule mehr auf die Finanzbildung zu lenken. In WiPo und Verbraucherbildung dürfen die Finanzen nicht hinten runterfallen, weitere Materialien? – warum nicht!, Fortbildungen dazu sind auch sinnvoll. Und warum nicht noch stärker Expertisen von außen nutzen? Durch Kooperationen mit z.B. Verbänden oder IHK, um produktunabhängige Informationen zu erhalten. Andere Fächer wie Mathe, aber auch der Wahlpflicht- und AG-Bereich sollten sich dieser Themen ebenfalls annehmen, schließlich handelt es sich um eine Querschnittsaufgabe.

Ich danke der FDP für ihren Impuls, Finanzpolitik stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Wir sehen aber keinen weiteren Regelungsbedarf – alles, was Schulen brauchen, ist da. Ihren Antrag lehnen wir ab. Denn Finanzbildung ist alltagsrelevant, schützt vor Verschuldung und bereitet auf die Zukunft vor. Schließlich sollen sich unsere Schülerinnen und Schüler später nicht fragen:

Warum ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig?

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